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Sven Kindervater

Trainierbahn: Wir stehen zu unserem Wort! (+audio)

Die Katze ist aus dem Sack. Nach mehreren Monaten lichtet sich nun der Nebel um die Vorhaben der Rennbahn Hoppegarten GmbH & Co. KG, rund um den einst in London aktiven Finanzinvestor Gerhard Schöningh, mit unserer Neuenhagener Trainierbahn. Nach vielen Gesprächen und Recherchen wird es nun Zeit, die Fakten zusammenzutragen.

Die Katze ist aus dem Sack. Nach mehreren Monaten lichtet sich nun der Nebel um die Vorhaben der Rennbahn Hoppegarten GmbH & Co. KG, rund um den einst in London aktiven Finanzinvestor Gerhard Schöningh, mit unserer Neuenhagener Trainierbahn. Nach vielen Gesprächen und Recherchen wird es nun Zeit, die Fakten zusammenzutragen und die politischen Konsequenzen daraus zu ziehen.

 

Bis zu 400 Pferde will Schöningh in Neuenhagen ansiedeln, dazu spricht er von Stallungen und Wohnungen. Es soll dabei um professionelle Rennpferde gehen, die nicht nur viel Pflege brauchen, sondern auch eine Abschottung von anderen Pferden und natürlich anderen Menschen. Die entsprechenden Anlagen sollen möglichst nah am Trainingsgelände liegen. Wie praktisch, dass der Platz dafür direkt an der Trainierbahn miterworben werden soll.

 

Klare Aussagen gibt es mittlerweile auch darüber, dass dieses Volumen der europäische Markt aus Schöninghs Sicht gar nicht hergibt. Ginge es ihm nur um diesen, bräuchte er die Neuenhagener Trainierbahn nicht, denn er besitzt bereits eine in Bollensdorf, welche mit 120 Pferden kaum zu einem Drittel ausgelastet ist. Daher wird auch klar, warum er von einem Partner spricht. Sind hier finanzstarke Pferdeliebhaber aus dem arabischen Raum gemeint, welche er zu seinen Renntagen einlud? Wer wird hier am Ende die Spielregeln bestimmen, Schöningh oder die Scheichs?

 

Ein erfolgreiches Pferd kann über den Gewinn von Turnieren ein Vielfaches seines Kauf- und Pflegepreises wieder einspielen. Es ist ein Spekulationsobjekt wie viele andere, nur eben mit dem besonderen Charme einer tradierten Sportart. Viele der Turniere mit den großen Geldgewinnen finden in Europa statt und Pferde werden wie Formel-1-Boliden dafür um die ganze Welt gekarrt. Sie während der europäischen Saison auf dem Kontinent trainieren zu lassen, hat da einen besonderen Reiz – und spart vor allem viel Geld und Stress für das Investmentobjekt.

 

Für Schöningh ist die Neuenhagener Trainierbahn ein Geschäftsmodell. Mit ihr will er seine Rennbahn stärken und vor allem durch finanzstarke Pferdeinvestoren dicke Gewinne einfahren. Die Interessen der Neuenhagener Bürgerinnen und Bürger sind Nebensache. Auf direkte Fragen antwortet er nicht. Er verweist vielmehr auf das Verfahren zum Grünordnungsplan (GOP). Und da wird es erst so richtig spannend.

 

Im vergangenen Jahr kamen alle Interessengruppen der Trainierbahn im Bürgerhaus zu einer Diskussion zusammen – auch ein Vertreter der Rennbahn GmbH. In Folge dieses Dialogs wurde ein GOP erstellt, welcher ein gutes Miteinander im Fokus hatte. Jahre zuvor hatte man das schon auf Kreisebene versucht, aber der Landrat ließ Neuenhagen im Stich. Nach der ersten Auslegung kam es dann vor allem zu zwei größeren Einwänden, welche sich gegen die Pläne aussprachen: vom Denkmalschutz und von der Rennbahn GmbH. Beide spielten sich dabei recht auffällig die Bälle zu. Zum Ziel hatten beide: ein reines Trainingsgelände für den Profisport unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

 

Auf die direkte Frage, ob die Pläne der Rennbahn GmbH mit dem GOP vereinbar seien, gab Schöningh ein trockenes und eindeutiges „Nein“. Das heißt, selbst wenn sich die Gemeinde einen GOP gibt, ist damit zu rechnen, dass Schöningh alles tun wird, um ihn zu kippen. Schöningh sagt das eine und tut das andere. 

 

Jetzt kommt es auch für die Gemeindevertretung zum Schwur. Damit die Gemeinde auf Augenhöhe diskutieren kann, schlugen die GRÜNEN vor, am Bebauungsplan „Alter Gutshof“ weiterzuarbeiten und daher eine Veränderungssperre zu verhängen. Denn wenn Schöningh bauen will, dann hier und das möge doch bitte im Einklang mit den Interessen aller geschehen. Dem folgten neben den LINKEN nur noch SPD und FDP.

 

Sehr bedauerlich ist es, dass die CDU-Fraktion sich gegen diese Maßnahme stellte. Für sie spricht beim Thema Trainierbahn derzeit offenbar nur Klaus Ahrens, der gerne sein Gewicht als ehemaliger Bürgermeister in die Waagschale wirft. Er wird dabei vor allem nicht müde, seine guten Kontakte zu Gerhard Schöningh zu betonen. Bis zur Absichtserklärung zum Kauf forderte er, dass die Gemeinde nicht das Gespräch mit Schöningh suchen solle. Bei der ersten Veränderungssperre, die dem GOP mehr Zeit zur Diskussion geben sollte, enthielt er sich, allerdings nicht ohne eine zehnminütige Gegenrede. Aktuell attackiert er mit Polemiken wie „übereilter Aktionismus“ jeden weiteren Vorschlag. Ist das wirklich die Meinung der CDU-Fraktion, wie unsere Neuenhagener Interessen zu wahren sind?

 

Allerdings geht es auch um etwas anderes. Viele in der Gemeindevertretung haben noch die Hoffnung, sich mit Schöningh einigen zu können. Hier sind Zweifel geboten. Daher haben GRÜNE und LINKE zusammen einen Dringlichkeitsantrag eingereicht, der dem Bürgermeister den Auftrag geben sollte, erste Gespräche mit der Eigentümerin  BVVG (ehemalige Treuhandanstalt und derzeitige Besitzerin) zu suchen, um einen möglichen Rahmen für den Erwerb zu prüfen. Denn auch, wenn sie es offiziell nicht zugibt, intern wird bei der BVVG längst über die Sinnhaftigkeit eines Verkaufs an Schöningh diskutiert. Die Mehrheit der Gemeindevertretung mochte diese Dringlichkeit trotz des näher rückenden Verkaufs jedoch nicht erkennen und verwies den Antrag in die Ausschüsse und damit in die Sommerpause. 

 

Was ist das vorläufige Fazit? Eine Mehrheit der Gemeindevertretung ist durchaus bereit, in den Konflikt mit Schöningh zu gehen – daher die Beschlüsse zum Grünordnungsplan und zu Veränderungen. Selbst kaufen möchte sie die Trainierbahn aber nicht. An dieser Stelle sind jedoch auch die 5000 UnterzeichnerInnen der Unterschriftenaktion für die Trainierbahn gefragt, sich in dieser Diskussion an ihre Gemeindevertreter zu wenden. 

 

Warum wir die Trainierbahn für alle dringend brauchen, haben wir in den vergangenen Ausgaben unserer „Ansichten-Aussichten“ mehrfach verdeutlicht*. Niemand sollte sich am Ende anhören müssen, nicht alles versucht zu haben. Die mysteriöse Kündigung des Kinderbauernhofs „Kuhmuckel“ ist nur der Vorbote und wirft die Frage auf, ob mit Schöningh überhaupt ein Miteinander möglich ist. 

 

Die LINKE hat in ihrem Kommunalwahlprogramm für Neuenhagen gesagt, dass sie Initiativen zum Ankauf der Trainierbahn unterstützen wird. Wir stehen zu unserem Wort. Es ist Zeit zu handeln, genau jetzt. Die Interessen von Gerhard Schöningh sind nicht die Interessen Neuenhagens.

 

Dieser Beitrag erschien in der aktuellen Ausgabe unserer "Ansichten-Aussichten".

 

*Die Artikel waren:
Neuenhagener Schatz: Die Trainierbahn“ von Angela Kann.
Die Trainierbahn nicht kampflos preisgeben“ Interview mit Irmgard Kortkamp.


Alle Ausgaben unserer kleinen Zeitungen "Ansichten - Aussichten", "Bürgerzeitung" und "Im Gespräch" finden Sie hier

Lektüretipp

Wir empfehlen Euch die Lektüre  von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf