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Sven Kindervater

Trainierbahn Neuenhagen: Genau hinhören + 3 Kommentare

Pünktlich und geschickt platziert kurz vor weiteren Beratungen mit Neuenhagener Gemeindevertretern und der Verwaltung hat sich Schöningh zu einem der seltenen Interviews hinreißen lassen. Neben den gewohnten blumigen Worten wurde er an drei Stellen besonders vielsagend. Eine Replik von Sven Kindervater.

Pünktlich und geschickt platziert kurz vor weiteren Beratungen mit Neuenhagener Gemeindevertretern und der Verwaltung hat sich Schöningh zu einem der seltenen Interviews hinreißen lassen. Neben den gewohnten blumigen Worten wurde er an drei Stellen besonders vielsagend. Eine Replik von Sven Kindervater.

 

Nach meinem Artikel vom Juli gab es nicht wenige, welche meinten, dieser wäre unnötig gewesen und Herrn Schöningh solle mehr Vertrauen geschenkt werden. Dabei schauen und hören wir einfach nur genau hin. Nachdem es in der heutigen Ausgabe der Märkischen-Oderzeitung ein Interview mit Herrn Schöningh gab, haben wir das auch heute wieder gemacht. An drei Stellen möchte ich daher unterstreichen, warum wir nach wie vor zu unserem Wort stehen:

 

1. Aussage

"Wenn ich die Option nicht gezogen hätte, wäre das Gelände früher oder später für den Trainingsbetrieb verloren gewesen. Das konnte ich nicht übers Herz bringen. Ich möchte aus der Option zum Kauf der Bahn eine Option für den Rennsport machen."

Schon zu Beginn platziert Schöningh bewusst eine Falschaussage. Seit nun über einem Jahr arbeitet die Gemeinde an einem Grünordnungsplan für die Trainierbahn und das Miteinander des Pferdesports mit allen anderen Aktivitäten steht an oberster Stelle. Dieses ist seit nunmehr über 70 Jahren ohne einen privaten Eigentümer möglich und das wird auch noch weitere 70 Jahre ohne privaten Eigentümer möglich sein. Die Gemeinde nutzt dazu die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente und das mit der Bevölkerung und dem Gemeinderat im Rücken. Zu behaupten, ohne Schöningh wäre alles verloren, schürt ein Heiliger-Samariter-Märchen, was dem von ihm erhofften Diskurs auf Basis von Fakten komplett widerspricht. Es ist ein Affront gegenüber denjenigen, welche sich für eine „Trainierbahn für alle“ in den vergangenen Monaten engagiert haben. Entweder weiß Schöningh es nicht besser oder er will es nicht besser wissen – in beiden Fällen wäre das einfach nur inakzeptabel.

 

2. Aussage

"Oberste Priorität hat hier das Trainieren von Rennpferden unter professionellen Bedingungen. Das war schon in früher Vergangenheit so, als berühmte Ställe auf diesem Gelände trainieren ließen, Schlenderhan und Waldfried beispielsweise."

Neben der klaren Positionierung, dass es kein Miteinander, sondern eine klare Hackordnung zugunsten der Profipferde geben soll (was in Opposition zum Grünordnungsplan steht), bemüht Schöningh erneut das idealisierte Bild aus Tagen, wo hier noch Gutsherren die aktuelle Politik bestimmten. Doch diese sind längst vorbei und die kommen auch nicht mehr wieder. Die Gemeinde täte gut daran, sich nicht an denjenigen zu orientieren, die mit großen Scheinen und viel Versprechungen winken, sondern an jenen, die Neuenhagen und somit auch die Trainierbahn mit viel Engagement zu einem lebenswerten Ort machen. Ein Hinein-Fräsen vergangener Zeiten in den Ort, bloß weil sich damit Geld machen lässt, hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.

 

3. Aussage

"Ich finde es wichtig, dass es eine Interessendiskussion gibt, jedoch muss diese auf der Grundlage der  eigentums- und planungsrechtlichen Fakten geführt werden. […] ich muss auch sagen, dass jeder Eigentümer das Recht hat, sein Eigentum so zu entwickeln, wie er es möchte und für richtig hält - natürlich immer im Rahmen der Gesetze."

Neben allen mündlichen Versprechungen, wird Schöningh hier besonders klar. Er fühlt sich letztlich nur an das gebunden, zu was er gesetzlich verpflichtet ist – ansonsten versteht er sich vollkommen als Eigentümer des Geländes, was er ja auf dem Papier auch ist. Selbst wenn er also Kompromisse wird eingehen müssen, sind bspw. Veränderungen bei Flora und Fauna nur bedingt davon geschützt. Auch wird sich noch zeigen, ab wann er den Rechtsweg eingehen wird, denn auch aus diesem Interview bestätigt sich die Aussage aus dem Gespräch mit ihm aus dem Frühjahr: Der Grünordnungsplan der Gemeinde und seine Pläne widersprechen sich an entscheidenden Stellen und Schöningh wird sich nur zu dem überreden lassen, zu was ihn Gesetze zwingen.

 

Fazit

Die Rennbahn Hoppegarten ist nicht mehr „unsere Rennbahn“, sondern sie ist das Privatobjekt von Herrn Schöninghs Firma. In dem ganzen Interview gab es viele Worte, wie die Trainierbahn Neuenhagen diesem Privatobjekt und dessen Gewinnsteigerung nützen kann. Zu Neuenhagen gab es nur eine grobe Aussicht für „Gewerbe, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie“. Wäre da etwas dran, hätte man davon schon etwas bei der Trainierbahn Bollensdorf erleben müssen – was man nicht hat. Und auch ansonsten muss man sich fragen, ob ein paar Angestellte und Profisportler wirklich mehr in unsere Restaurants gehen, spürbar Touristen anziehen oder die Geschäfte vor Ort nutzen werden und nicht dort, wo sie wohnen. 

Es wird vielmehr eine Mehrbelastung geben. Schon beim neuen Gruscheweg, wo wir bis zu 1000 neue EinwohnerInnen erwarten, sind sich alle einig, dass es eigentlich zu viel ist. Leider sind wir hier an Beschlüsse gebunden. Wir werden massiv in die Infrastruktur investieren müssen, sei es in weitere Bildungseinrichtungen, in Fahrradständer am Bahnhof oder in Erhalt und Pflege der neuen Straßen, um nur drei von vielen Folgekosten zu erwähnen.

Wir wollen weiterhin die Trainierbahn als offenen Bürgerpark für alle und nehmen davon auch nicht Abstand. Man mag Schöningh den einen oder anderen Kompromiss entlocken können und sicher ist der Spatz in der Hand zu bevorzugen. Aber am Ende bleibt: Die Pläne von Herrn Schöningh nützen nur ihm und sind nicht im Interesse der Neuenhagenerinnen und Neuenhagener. Mag sich manch einer in eine romantisierte Vergangenheit entführen lassen, wir stehen für die Politik von heute und für die, die jetzt hier leben.

 

KOMMENTARE

W i r müssen mit ihm reden. Glaubt er wirklich er kann die Neuenhagener damit überzeugen? Ein Bürger sagte mir gestern: "Das Ganze ist eine Beleidigung. Ich stehe fassungslos vor so viel Gesabber!"

I. Kortkamp



Der Londoner Börsenbroker Schöningh expandiert und greift nach einer wertvollen Neuenhagener Immobilie. Unter historischem Aspekt hat sich dieses 170-Hektar-Areal unzweideutig als Bürgerpark konstituiert. Die Bevölkerung nutzt seit jeher das grüne Gelände mit Auencharakter in großer Zahl zu vielfältigen Sport- und Bildungszwecken. Demgemäß steht seiner selbstherrlichen Übernahme und zweifelhaften Verwertung durch den Investor eine breite Ablehnung der Bevölkerung entgegen. In der Realität bleibt der Investor eine fundierte Aussage zu seinen Vorhaben schuldig. Seine Worthülsen bleiben nebulös und nichtssagend. Vor einem Jahr wurde von der Gemeinde Neuenhagen der Grünordnungsplan als Satzung beschlossen. Er ist ein Planungsinstrument für das Gebiet. Zusätzlich wurde gegen unvorhergesehene Maßnahmen nach der Inbesitznahme eine Veränderungssperre verhängt. Wie gut, dass die Demokratie in Neuenhagen funktioniert.

Leserbrief aus der Märkischen-Oderzeitung (11.09.) von Herrn M. Gebert.

 



Ich kann allen Punkten nur zustimmen. Das Interview offenbart wieder einmal eine Hinhaltetaktik bar jedweder konkreter Planungsinhalte und somit Sicherheit für die Bevölkerung. Lediglich Schöninghs Auffassung von Transparenz und Demokratie lasen tief blicken und jeden, der das Wohl der Allgemeinheit vor die gewinnmaximierenden Bestrebungen Einzelner stellt, in Oppositionsstellung gehen. Ich möchte daher einen GOP, der ausschließlich die Interessen der Allgemeinheit vertritt. Das bedeutet Erhalt aller naturschutzrelevanten Flächen und aller Baumbestände. Freizeitreiterei mit enprsprechenden Gebäuden ist zu erhalten, denn die bringen tatsächlich Leben und etwas Wirtschaft in die Gemeinde. Diese sehe ich besonders durch den professionellen Rennsport bedroht, da hier wahrsch. Quarantäneabstände einzuhalten sind, die jeden Freizeitsport existenziell bedrohen würden. Auch ich bin überzeugt, dass die finanziellen Gewinnerwartungen der Befürworter des Trainierbahnprojekts völlig haltlos sind. Ein Kompromiss im GOP zugunsten Hr. Schöningh ist nicht erstrebenswert, denn das bedeutete ausschließlich ein Abrücken von den Interessen der Bevölkerung, denn was kann Hr. Schöningh als Gegenleistung bieten? Ein mehr als fragwürdiges Image als Pferderennstandort? Nein, danke.

U. Wegener


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Lektüretipp

Wir empfehlen Euch die Lektüre  von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf