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Neustart in Hoppegarten?

Das Land hat mehr als 10 Jahre verschenkt. An Superlativen ist kein Mangel: Schönste Rennbahn Europas, schwärmen die Besucher. Fast 140 Jahre Tradition, heben die Kenner hervor, Hoffnungsträger für die Region, sagen die Hoppegartener selbst über ihre Rennbahn im Grünen. Tatsache ist aber auch: Das wirtschaftliche Umfeld für die Rennbahn ist nicht das Beste.

Trotz aller Anstrengungen der Betreiber gelang es bisher nicht, Hoppegarten als die Rennbahn Berlin-Brandenburgs zu etablieren. Auch gibt es in der Region (noch) nicht genügend finanzkräftige Sponsoren.

 Gerade dann kommt es darauf an, dass die Politik hier eine Zeit lang mit besonderem Engagement in die Bresche springt. Andere Länder tun das. In Hamburg-Horn finanziert die Stadt die Instandhaltung der Rennbahn mit, Bremen steckte in seine Rennbahn 10 Millionen Euro, in Nordrhein-Westfalen erhalten alle Rennvereine Unterstützung vom Land – nur Brandenburg zeigt sich mehr als knauserig. Zwar hatte die Landesregierung bei vielen Großprojekten die Spendierhosen an und warf teilweise windigen Investoren Abermillionen hinter. Diese oft selbstverschuldeten Pleiten müssen nun als Grund für die Zurückhaltung in Hoppegarten herhalten. Das ist nur ein absurder Aspekt der Geschichte.

Ein weiterer: 1992 sperrte sich das Land aus - vielleicht sogar gut gemeinten - Gründen gegen eine Privatisierung der Galopprennbahn. 1994 einigten sich Bund und Land im Grundsatz auf das heute noch debattierte Stiftungsmodell. Das heißt: Seit mehr als einem Jahrzehnt ist seitens der Landesregierung nichts Entscheidendes mehr getan worden. Im Gegenteil: Weil die Galopprennbahn in keinem der Landesförderkonzepte als strukturpolitisch wichtiges Projekt vorkommt, musste Potsdam jüngst klammheimlich den Förderantrag an die EU zur Modernisierung der Rennbahn wegen absehbarer Erfolglosigkeit zurückziehen. Der heutige Ministerpräsident Platzeck muss sich fragen lassen, was er in der Zwischenzeit – schließlich gehörte er dem Kabinett schon Anfang der 90er Jahre an - im Interesse der Region getan hat? Die Landesregierung spielt bei ihrer Entscheidung über eine Beteiligung am Stiftungsmodell nach wie vor auf Zeit. Vier Ministerien und die Staatskanzlei schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu. Auf den anhaltenden öffentlichen Druck hin soll nun das Wirtschaftsministerium eine „Unterrichtungsvorlage“ für Hoppegarten erstellen. Der „Nachhilfeunterricht“, der hier nötig ist, besteht aus einem einzigen Satz: Sie, meine Damen und Herren von der Landesregierung, müssen sich endlich strukturpolitisch zur Galopprennbahn Hoppegarten bekennen, dazu, dass diese Anlage im Ballungsraum sehr wohl eine Zukunft hat. Der Bund steht nach wie vor zur Rennbahn, ist bereit, Bundesmittel einzuspeisen. Hoppegarten muss zu einem touristischen Highlight entwickelt und als Ensemble ins Landestourismuskonzept aufgenommen werden. Dies wird auch ein Thema der regionalen Tourismuskonferenz sein, zu der ich Experten, Kommunalpolitiker und interessierte Bürger voraussichtlich für den April nach Hoppegarten einlade.

aus: Auf ein Wort - Die Linke Im Bundestag, Februar 2006

Dagmar Enkelmann


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Lektüretipp

Wir empfehlen Euch die Lektüre  von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf