Neuenhagen braucht ein Klimaschutzkonzept + 1 Kommentar
Eigentlich ist es schon zu spät. Seit 1951 bis 2000 ist die Jahresmitteltemperatur im östlichen Berliner Umland bereits um 1,1 °C gestiegen und der Niederschlag hat im Sommer um 46 mm abgenommen, während er im Winter um 50 mm zugenommen hat. Dabei liegen wir in Neuenhagen bereits in einem der niederschlagsärmsten Gebiete Deutschlands mit nur rund 520 mm im Jahr.
Für die Zeit bis 2050 sagen die Potsdamer Klimafolgenforscher sogar ...
von Dr. Angela Schlutow
Eigentlich ist es schon zu spät
Seit 1951 bis 2000 ist die Jahresmitteltemperatur im östlichen Berliner Umland bereits um 1,1 °C gestiegen und der Niederschlag hat im Sommer um 46 mm abgenommen, während er im Winter um 50 mm zugenommen hat. Dabei liegen wir in Neuenhagen bereits in einem der niederschlagsärmsten Gebiete Deutschlands mit nur rund 520 mm im Jahr.
Für die Zeit bis 2050 sagen die Potsdamer Klimafolgenforscher sogar eine weitere Abnahme der Niederschläge um 75 mm im Sommer und eine Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur um 2,2 °C für unsere Region voraus.
Natürlich wird es nicht jeden Sommer wärmer und trockener als im vorhergehenden Jahr.
Schwankungen wird es immer geben. Aber die langfristige Trendprognose ist sehr wahrscheinlich. Es sei denn, wir steuern dagegen.
Die extrem rasche Erwärmung ist nicht natürlich
Da hilft die Diskussion auch nicht weiter, ob die Klimaerwärmung natürlich oder menschengemacht sei. Den Treibhauseffekt gab es schon seit es Leben auf der Erde gibt, das er erst ermöglicht. Das kurzwellige Licht, das von der Sonne auf die Erde trifft, wird an der Erdoberfläche zum Teil wieder kurzwellig, zum Teil aber auch als langwellige Wärmestrahlung reflektiert.
Diese Wärmestrahlung auf dem Weg zurück ins All trifft nun auf eine Gasschicht, die die Erde bis in ca. 15 km Höhe umhüllt. Während kurze Wellen die Gasschicht ungehindert hin und her passieren können, werden die langen Infrarotstrahlen teilweise wieder zurück auf die Erde reflektiert.
Je höher die Konzentration an Treibhausgasen wie CO2, Methan und Lachgas, desto höher der Anteil reflektierter Wärmestrahlen, so dass sich die Temperatur auf der Erde langsam aufschaukelt. Dass sich die Konzentration der Treibhausgase in den letzten 30 Jahren so schnell so stark erhöht hat wie nie vorher in der Erdgeschichte, war nur durch menschliches Zutun möglich.
Neuenhagens Beitrag zum Problem erfordert auch seinen Beitrag zur Lösung
Nun ist das offensichtlich ein globales Problem, aber auch wir Neuenhagener Einwohner haben einen Anteil daran (siehe Abbildung, der eine grobe Überschlagsabschätzung zugrunde liegt). Also haben wir auch eine Verpflichtung, unseren Beitrag entsprechend unseren Möglichkeiten zu leisten, um „zu retten, was noch zu retten ist“.
Dazu sollte auch ein Antrag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen, eine Klimaschutzkonzeption für Neuenhagen zu erarbeiten, dienen.
Wir Linken unterstützen diese Überlegungen ausdrücklich (s. Beitrag Aus der Gemeindevertretung in <media 28665 - external-link-new-window>Ansichte-Aussichten</media> Juni/Juli 2011 S. 4!). Energieeinsparung, Einsatz erneuerbarer CO2-freier Energien, wo immer möglich im kommunalen Bereich, Unterstützung von Bürgerengagement zur Nutzung erneuerbarer Energien und vieles mehr ist seit Jahren beschlossenes Ziel der Gemeindevertretung.
Im Leitbild Neuenhagen für das Jahr 2030, das im Rahmen der Lokalen Agenda 21 erarbeitet wurde, ist bereits 2008 von der Gemeindevertretung als Handlungsrichtschnur beschlossen worden, den Anteil erneuerbarer Energien auf 50% zu erhöhen. Inzwischen stellt auch niemand mehr ernsthaft die Frage, wie viel Umweltschutz wir uns finanziell leisten können. Denn längst hat sich herausgestellt, dass Umweltschutzmaßnahmen längerfristig rentabel sind und Nichtstun sehr viel mehr kostet.
So ergibt sich z. B. aus dem Klimakonzept von Fredersdorf-Vogelsdorf ein Einsparpotenzial von 12 Mio. € pro Jahr, davon 300.000 € für den kommunalen Haushalt. Die Auswertung und Anwendung der Fredersdorf-Vogelsdorfer Konzeption auf Neuenhagener Verhältnisse wird sehr hilfreich sein. Es ist nur schade, dass Neuenhagen auch in dieser Hinsicht wieder nicht seinen Auftrag als Mittelzentrum wahrgenommen hat und als erste Gemeinde ein Klimaschutz-Konzept vorweisen kann. Oder noch besser wäre ein Mittelzentrums-Klimakonzept gewesen.
Klimaschutz erfordert auch Anpassungsmaßnahmen an die fortschreitende Klimaänderung
Wir müssen uns beim gegenwärtigen Klimawandel darauf einrichten, dass wir die Erwärmung zwar verlangsamen, aber nicht mehr rückgängig machen können. Wir brauchen neben den energiestrategischen Maßnahmen auch Anpassungsmaßnahmen an das sich weiter verändernde Klima. Dazu gehört der Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines ausgewogenen Landschaftswasserhaushaltes, denn zu tiefe Wasserstände z.B. in Zoche und Erpe bzw. Neuenhagener Mühlenfließ führen zu erhöhten klimaschädlichen Lachgasemissionen. Gleichzeitig könnten nicht entwässerte feuchte Wiesen an ihren Ufern große Mengen an CO2 binden.
Eine ganz wichtige Rolle als CO2-Senke spielt ebenfalls der Gehölzbestand, der deshalb erhalten, vergrößert und mit anpassungsfähigen Baumarten verjüngt werden muss, auch auf privaten Grundstücken.
Wir werden aber auch zunehmend mit kurzen, aber starken Regenfällen im Winter rechnen müssen. Das erfordert höhere Flächenkapazitäten bei der Regenwasserzwischenspeicherung bzw. in den Sickermulden, um zu vermeiden, dass Straßen nach einem Platzregen unter Wasser stehen. Also auch Anpassungsstrategien müssen Bestandteil unseres Klimaschutz-Konzepts sein.
Klimawandel tritt in langfristigen globalen Klimaänderungen und kurzfristigen Klimaschwankungen auf. Der natürliche Klimawandel wird zunehmend ergänzt durch einen vom Menschen bewirkten, anthropogenen Klimawandel, der weitreichende Folgen für globale Ökosy
steme hat.
Eine Klimaänderung liegt dann vor, wenn sich großräumig oder global die Eigenschaften von Klimaelementen deutlich ändern. Dieser Wandel verläuft in langen erdgeschichtlichen Zeiträumen.
Klimaschwankungen umfassen Zeiträume von Jahrzehnten bis Jahrhunderten.
aus <media 28665 - external-link-new-window>Ansichten-Aussichten Juni/Juli 2011</media> S. 2
Lesermeinung
Danke für diesen Artikel! Leider konnte sich die Fraktion der Linken nicht zur
Zustimmung zu unserem Antrag durchringen, aber das kann ja (hoffentlich!) noch werden!
Ich möchte auf den Artikel dazu auf unserer Webseite verweisen (http://www.gruene-neuenhagen.de/fraktion/?no_cache=1&expand=362497&displayNon=1&Hash=60eeca91db75e279fa73881127317bb8
).
Georg Stockburger
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Lektüretipp
Wir empfehlen Euch die Lektüre von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf
