Diese Website verwendet Cookies.
Zum Hauptinhalt springen

Sven Kindervater

Im Gespräch: Mit dem Förderverein des Haus der Senioren + 1 Kommentar

Größe Empörung gab es zuletzt zu lesen im Neuenhagener Echo über das Agieren der Gemeindevertreter. Weil nun immer noch keine Entscheidung zur Eisenbahnstraße gefallen ist, brachen sich Enttäuschung und Wut bei den Seniorinnen und Senioren ihre Bahnen. Heute nun haben wir zum direkten Gespräch gefunden.

Größe Empörung gab es zuletzt zu lesen im Neuenhagener Echo über das Agieren der Gemeindevertreter. Weil nun immer noch keine Entscheidung zur Eisenbahnstraße gefallen ist, brachen sich Enttäuschung und Wut bei den Seniorinnen und Senioren ihre Bahnen. Heute nun haben wir zum direkten Gespräch gefunden.

 

Viele Bürgerinnen und Bürger sprachen mich in den letzten Tagen auf einen Artikel aus dem Neuenhagener Echo an. „Wir sagen: Es ist eine Schande!“ hieß es in einer bewegenden Überschrift. Auch im Text wurde es nicht milder: „Wir sind über die unqualifizierte, unverantwortliche und unkoordinierte Arbeit der Gemeindevertreter erschüttert und fühlen uns von diesem Gremium nicht mehr vertreten.“ Zitiert war der Vorstand des Fördervereins vom Haus der Senioren. Dieser vertritt nicht nur seine 150 Mitglieder, sondern steht für viele im Ort als einer der gewichtigsten Vereine für die Interessen von Seniorinnen und Senioren.

 

Der Wut erwuchs aus einem Artikel der MOZ von vor wenigen Wochen. Er berichtete über die letzte Sitzung der Gemeindevertretung, auf der es statt einer Abstimmung über zwei konkurrierende Konzepte für die Entwicklung der Eisenbahnstraße die Bildung eines zeitweiligen Ausschusses gab. Das löste dann, auch aufgrund des MOZ-Artikels, viel Wut aus, weil sich viele endlich eine Entscheidung wünschen. Ich schrieb daraufhin in einem Leserkommentar: „Ja, in der Tat, wenn man nur das kennt, was Sie geschrieben haben, wirkt es so, als würden wir ewig quatschen und zwar ohne voranzukommen. […] Vielmehr müssen wir nun die Scherben aufsammeln, die Sie angerichtet haben.“ Gerichtet waren diese Wort an die Autorin Irina Voigt.

 

Das Problem mit der MOZ ist, dass sie keinerlei Konkurrenz hat. Es gibt nur diese eine Zeitung, die jeden Tag über die Kommunalpolitik berichtet. Wir Politiker müssen auch immer ein stückweit hoffen, dass wir abgedruckt werden und das möglichst korrekt zitiert. Kritik bei mitunter groben Fehlern müssen wir abwägen, ob wir es uns leisten können, künftig nicht mehr so oft oder gar nicht in der Zeitung zu stehen. Mir hat es aber gereicht, denn wer ein solches Monopol hat, der hat auch eine Verantwortung. Die vierte Gewalt im Ort kann mit ihrer Berichterstattung eine Welle der Empörung auslösen. Das ist auch ihr Recht. Aber wenn sie unbegründet ist, tut das weh. Weil wir dann nicht nur die eigentliche Berichterstattung ehrenamtlich organisieren müssen, vielmehr müssen wir dann erst einmal gegen Wut, Enttäuschung und Unverständnis ankämpfen.

 

Nun bin ich unverdächtig, nicht gerne über Kommunalpolitik zu reden. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich heute eine Chance hatte mit den Seniorinnen und Senioren zu sprechen. Mir bedeutet ihre Arbeit enorm viel und ich hatte schon im Gemeinderat, als wir den Ausschuss beschlossen, ihre enttäuschten Gesichter vor meinem geistigen Auge. Im Sommer versprachen ich und andere, dass wir zum Jahresende ein Ergebnis präsentieren. Auch wenn der Ausschuss bis dahin schon zwei Mal getagt haben wird, der Termin ist nun nicht mehr einzuhalten. Bestimmt habe ich daran einen Anteil, aber das haben wir alle. Und zwar mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

 

Das weinende Auge hängt damit zusammen, dass wir etwas stocken. Seitdem wir im Mai mehrheitlich ablehnten, dass ein Anker in Form einer Drogerie in die Eisenbahnstraße kommen sollte, immer mit der Alternative am Rosa-Luxemburg-Damm im Hinterkopf (!), lässt die unterlegene Seite keine Gelegenheit aus, diesen Anker immer wieder erneut ins Spiel zu bringen. Mittlerweile haben auch Ausschüsse das jetzt schon insgesamt drei Mal abgelehnt. Die Gemeindevertretung repräsentiert die Mehrheitsverhältnisse der Wählerinnen und Wähler. Auch wenn es knapp ist, wie oft soll noch abgestimmt werden? Als der Sonderausschuss gestern das erste Mal tagte, durfte natürlich die Argumentation pro Anker nicht fehlen.

 

Das lachende Auge freut sich darüber, dass die Neuenhagener Gemeindevertretung nicht einfach bei 15:14 – so stehen derzeit die Mehrheiten – durchzieht (übrigens gehört DIE LINKE zu den 15). Wir hätten das Recht dazu, aber warum sollten wir das tun? Anders als in anderen Gemeinden kratzen wir uns hier keine Augen aus, der kurzfristige Erfolg wird nicht einem für immer zerstörenden Vertrauensbruch geopfert und Parteibücher stehen weit hinter der inhaltlichen Auseinandersetzung. So ist es dann schon besonders schade, wenn dieser Stil so viel Kritik bekommt. Ja, Kompromisse zu finden kostet viel Zeit, weil neben Inhalten auch Emotionen in Einklang gebracht werden müssen. Hier agieren Menschen und sie tuen dies menschlich, mit allen individuellen Stärken und Schwächen. Wer alle mitnehmen will, der geht den steinigen, steilen Weg. Auch wenn es dadurch länger dauert: Was hätten wir langfristig davon, mit einer Abkürzung unsere gute Grundlage zu zerschlagen?

 

Ich hatte heute die helle Freude, dass mir die Engagierten des Fördervereins sehr geduldig zuhörten. Mein Politikersprech „Einen Satz noch“ habe ich wohl bis zum gefürchtetsten marx’schen Kettensatz ausgereizt und meine Lust, auch diesen Artikel zu sprengen ist nicht minder groß. Aber das aus meiner Sicht wirklich gute und konstruktive Gespräch, aber auch die Ausschusssitzung lassen sich nicht mit einem Text, dazu noch einseitig von mir widergegeben, zusammenfassen. Mir bleibt aber zu sagen, dass ich fest daran glaube, dass es nur über diese direkten Gespräche geht. Dabei ist vollkommen egal, von welcher Fraktion jemand eingeladen wird, denn bei allen Differenzen eint uns das Miteinander.

 

Der Appell der Seniorinnen und Senioren, sich auch dem Wissen von Fachleuten anzunehmen, habe ich deutlich vernommen. Aber dann eben auch aller Fachleute. Neben Experten für den Einzelhandel auch die der Raumentwicklung, des Verkehrs (fahrend wie ruhend) und der Umwelt. Die Anregung, in der Zwischenzeit die Freiflächen der Eisenbahnstraße einer attraktiven Zwischenlösung mit Aufenthaltscharakter und samstags für den Markt zu schaffen, habe ich gerne mit aufgenommen. Wir werden als Fraktion beraten, wie wir dort zeitnah etwas erreichen können. Denn selbst wenn es morgen mit den Planungen loslegen würde, hätten wir nach meiner derzeitigen Kenntnis keinen Spatenstich vor 2017. Es uns bis dahin dort etwas hübscher zu machen, sollte doch kein Verbrechen sein, oder?

 

Mir bleibt nur, mich noch einmal beim Vorstand des Fördervereins vom Haus der Senioren herzlich zu bedanken.

Lesermeinung

Die Argumente für eine Ansiedlung auf dem ehem. LIW Gelände zusammen mit einem Biomarkt empfinde ich auch als die wesentlich bessere Variante. Anker Anker Anker-wenn die Eisenbahnstr. irgendwo am Rande auf einer grünen Wiese wäre, wäre dieses Argument vollkommen nachzuvollziehen.

Aber dieses Gebiet ist umgeben von "Ankern"-ein Einkaufsriegel angefangen von Edeka über einen eventuellen Magneten BIO/Drogeriemarkt vorbei an der Eisenbahnstr. mit Bahnhof /Sparkasse bis zu Rewe und nachfolgenden Läden-und da soll ein Mix aus etlichen kleinteiligen Geschäften wie es ursprünglich gedacht war keine Kunden finden? So eine Mischung hätte an dieser Stelle jedenfalls mehr Aufenthaltsqualität als ein Discounter wie Rossmann (der im übrigen ein bekannter "Kaputtmacher" ist und dessen aggressive Expansionspolitik etliche "Geschäftsleichen" pflastern) plus lediglich 2 (!) kleinen Geschäften, wovon eines der schon ansässige Döner wäre.

Und wenn ich dazu höre, das mit dem Verkehr regelt sich schon irgendwie, dann....glaub' ich auch an den Weihnachtsmann.

Raddatz


Alle Ausgaben unserer kleinen Zeitungen "Ansichten - Aussichten", "Bürgerzeitung" und "Im Gespräch" finden Sie hier

Lektüretipp

Wir empfehlen Euch die Lektüre  von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf