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Sven Kindervater

Fallada-Grundschule: Wenn Träume zu Albträumen werden

„Reichelt-Dreieck“ (links) oder Gruscheweg (rechts)? Die Standortfrage wird zur Schlüsseldiskussion. | Foto: © 2016 Here, Microsoft

„Reichelt-Dreieck“ oder Gruscheweg? Mit vielen Emotionen wird dieser Tage darüber geredet, ob man nach den Umbauten der beiden anderen Grundschulen nun der Fallada-Grundschule gar einen kompletten Neubau spendiert. Grundsätzlich ist dem niemand abgeneigt, aber der Teufel steckt so oft im Detail.

„Reichelt-Dreieck“ oder Gruscheweg? Mit vielen Emotionen wird dieser Tage darüber geredet, ob man nach den Umbauten der beiden anderen Grundschulen nun der Fallada-Grundschule gar einen kompletten Neubau spendiert. Grundsätzlich ist dem niemand abgeneigt, aber der Teufel steckt so oft im Detail.



Neuenhagens Grundschulen stehen vor einer Generalüberholung. In diesen Tagen wird die Grundschule am Schwanenteich endgültig in ihre neuen Räume umziehen. Im nächsten Sommer soll dann die Goetheschule in die Räumlichkeiten, damit man deren Gemäuer komplett sanieren kann. Und es wundert nicht, dass immer mehr nun auch fordern, die Fallada-Schule nicht zu vergessen. Nicht nur, weil sie den Namen eines unserer berühmtesten Einwohner trägt, sondern vor allem, weil man aufgrund der Geschichte als Baracke gerne über einen Neubau spricht. Für den Nordteil der Gemeinde hat die Fallada-Schule eine enorme Bedeutung.

 

Nun gibt es aber zwei Probleme. Problem Nr.1 ist, dass in die Schule erst vor einigen Jahren investiert wurde und sich im Rathaus die Projekte türmen, die in naher Zukunft zu finanzieren wären. Problem Nr. 2 ist, dass es den Ansatz einer Schule für „den Norden“ so nicht gibt. Denn Neuenhagen besteht nur aus einem einzigen Schulbezirk.  So können sich Eltern aussuchen, wohin sie ihr Kind schicken wollen. Den meisten geht es dennoch darum, dass das eigene Kind möglichst an der nächstgelegenen Schule angenommen wird, was nicht immer klappt. Denn es gibt tatsächlich gerade ein Kind, welches am Grünen Bogen wohnt und bei Falladas keinen Platz mehr gefunden hat, weswegen es jetzt leider immer zu Schwanenteichs muss.

 

Nun arbeitet die Verwaltung dank eines Antrags der Fraktion Die Parteilosen an einer Schulkonzeption. Hier geht es um die Analyse, wie viele Kinder in den nächsten Jahren zu erwarten sind und inwieweit die Schulplätze dafür ausreichen.

 

Daraus ergibt sich, dass der kleine Anbau an die Goetheschule, welcher ohnehin von allen Seiten gefordert wird, den Bedarf für die nächsten Jahre ausreichend deckt. Maximal sechs zusätzliche Kinder pro Einschulungs-Jahrgang rechnet das Rathaus nachzollviehbar aus den Plänen im Gruscheweg hinzu. Womit das Rathaus aber eben nicht dienen kann, ist ein Platz nach Wunsch. So steht man also zwischen den Stühlen zwischen der Wahlfreiheit, welche Eltern durchaus zu schätzen wissen und den Rufen nach einem Platz für alle in der Nähe.

 

Man könnte diese Debatte schnell damit abbügeln, dass wegen sechs zusätzlichen Schulplätzen nicht über einen Neubau gesprochen werden muss und es im Übrigen auch zumutbar sei, wenn Kinder aus dem Gruscheweg oder der Hohen Allee in die Schwanenteichschule müssen. Aber Neuenhagen ist nicht nur auf dem Papier eine kinderfreundliche Gemeinde, sondern die Debatte um den Neubau der Fallada-Schule zeigt für mich, dass es alle Gemeindevertreter über die Parteigrenzen hinweg damit ernst meinen.

 

Für die neue Fallada hatte man auch schon lange einen Ort im Kopf: das so genannte Reichelt-Dreieck an der Lindenstraße, welches seit dem Sommer der NIC-Gruppe gehört und von uns abgekauft werden müsste. Ein alternativer Standort wäre das Gebiet am Gruscheweg – eine Fläche, die uns gehört und auf der man auch noch Platz für eine oft geforderte Oberschule hätte, deren Bedarf laut Schulkonzeption durchaus gegeben wäre. Ein Schulzentrum von Klasse 1 bis 10 könnte entstehen. Jetzt mussten nur noch die Gemeindevertreter überzeugt werden.

 

Um dies zu tun, lud der Bürgermeister die Fraktionsvorsitzenden sogar zu einer Tasse Kaffee ins Morsteins ein. Doch das hat bislang wenig gebracht. Direkt ins Reichelt-Dreieck soll die Schule oder alles soll so bleiben, wie es ist. Die Grundstücke mögen getauscht werden, selbst wenn das Millionen kosten würde, wie der überraschte Investor unterstrich, der ja gerade erst gekauft hatte um dort altersgerechte Wohnprojekte zu entwickeln.

 

Nun ist der Bürgermeister aber erst einmal beauftragt worden, eine größere Schule zu bauen und dafür Verhandlungen zum Kauf des Reichelt-Dreiecks aufzunehmen.  Die Idee, dem Investor auch noch durch einen Bebauungsplan in die Parade zu fahren, wurde nur verschoben und bleibt als Drohkulisse erhalten. Und so wird der Traum dieser Tage zum Albtraum: für all die anderen Dinge, die nicht mehr zu finanzieren wären, für den Investor mit seiner Idee vom altengerechten Wohnen, für die Anwohner rund um die neue Grundschule und für die dann nur noch am Rande Neuenhagens lebenden Senio-ren.

 

Nunmehr stehen sich also diese zwei Ideen gegenüber: Auf der einen Seite das Schulzentrum in einer noch unbebauten Gegend, auf einem gemeindeeigenen Grundstück, auf dem sofort losgelegt werden kann und zu dem sich sicher ein kostengünstiger Schulbus einrichten ließe und auf der anderen Seite ein für einen Millionenbetrag getauschtes Grundstück, mitten im Wohngebiet und neben einem Einkaufszentrum, wobei man im Falle des Bebauungsplans Bollensdorf Erfahrungen hat, wie lange sich so etwas ziehen kann. Träume sollen in der Politik ihren Platz haben. Aber sie sollten den Realitätstest bestehen, bevor sie umgesetzt werden.


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Lektüretipp

Wir empfehlen Euch die Lektüre  von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf