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Sven Kindervater

Eintritt ins Freibad soll ausgerechnet vor allem für Kinder steigen

Neuenhagen debattiert mal wieder auf Wunsch des Fachbereiches, die Preise fürs Freibad anzuheben. Treffen wird das vor allem Kinder. Die Begründung ist dünn – und zeigt dazu, dass vollkommen unwirtschaftlich gedacht wird.

Neuenhagen debattiert mal wieder auf Wunsch des Fachbereiches, die Preise fürs Freibad anzuheben. Treffen wird das vor allem Kinder. Die Begründung ist dünn – und zeigt dazu, dass vollkommen unwirtschaftlich gedacht wird.

 

Neuenhagen ist stolz auf sein Freibad. Über 50.000 Besucher können jedes Jahr im Schnitt begrüßt werden, also fast drei Mal so viel, wie die Region Einwohner hat. Darunter sind vor allem viele Kinder. Doch genau die sollen nun stärker zur Kasse gebeten werden.

In einem Antrag auf der kommenden Sitzung der Gemeindevertretung schlägt der Bürgermeister über seinen Fachbereich vor, die Gebühren zu erhöhen. Treffen wird das vor allem Kinder. Denn so sollen die ermäßigte Tageskarte um 15% und die ermäßigte Zehnerkarte bzw. die Gruppenkarte (zumeist Schulklassen) sogar um 20% erhöht werden. Dazu kommt die Erhöhung der normalen Tageskarte um 5%, die normale Zehnerkarte soll unverändert bleiben.

 

Kosten sind gestiegen

Begründet wird das zunächst mit gestiegenen Kosten. In den Ausschüssen gab es dann noch den Verweis auf wesentlich teurere Eintrittspreise in den Berliner Freibädern. Da man viele Besucher aus Berlin vermutet, aber gleichzeitig nur rund ein Drittel der Kosten über die Gebühren einnimmt, wolle man hier den steuerfinanzierten Anteil senken.

Das Freibad finanziert sich also nicht selbst und es ist in der Tat so, dass Strom, Wasser und Personal teurer geworden sind. Allerdings stellt sich trotzdem die Frage: Muss man da ausgerechnet so heftig bei Kindern und Gruppen (zumeist Schulklassen) erhöhen?

 

Sorgen mit dem Kleingeld

Im Ausschuss wurde dann vor allem geäußert, dass die Preise somit alle aufgerundet wären und man nicht permanent Kleingeld rausgeben müsste. Dies würde zu langen Schlangen am Eingang führen. Die Probleme des betrieblichen Ablaufs sollen nun über die Portmonees unserer Jüngsten ausgeglichen werden -  was ist das für ein Irrsinn?

Würde es tatsächlich um die gestiegenen Kosten gehen, macht es keinen Sinn, vor allem Kinder zur Kasse zu bitten. Wenn es darum geht, sich an Berlin zu orientieren, dann müsste man die Eintrittspreise mitunter verdoppeln – das will man dann wohl aber doch nicht. Und wenn es nur darum geht, dass die bisherigen Preise zu unhandlich sind, dann zeugt der derzeitige Vorschlag von völliger Ideenlosigkeit auf Kosten des Nachwuchses.

 

Der Gemeinde geht es finanziell sehr gut

Zumal: Der Gemeinde Neuenhagen geht es finanziell über die Maße gut. Im aktuellen Halbjahresbericht im Finanzausschuss heißt es: „[...] von den [2017] geplanten Finanzmittelabflüssen in Höhe von 12,6 Millionen Euro [sind] bis zum 31.12.2017 lediglich 4,34 Millionen Euro tatsächlich abgeflossen.“

Auf Nachfrage im Rathaus hieß es, dass die derzeitige Rücklage („Zahlungsmittelbestand“) stolze 18.011.901,46 € beträgt. Natürlich stehen wir vor großen Investitionen, etwa beim Schulzentrum am Gruscheweg und dem Ausbau der Ernst-Thälmann-Straße. Aber dennoch spricht das nicht dafür, nun unbedingt den Eintritt des Freibades erhöhen zu müssen.

 

Echte Alternativen

Die Lösung könnte vielmehr sein, in einen bargeldlosen Eintritt zu investieren. Mit einer entsprechenden App oder Chipkarte und einem Scanner am Eingang des Freibades könnte man problemlos ganz ohne Kleingeld einen Großteil der Besucher managen. Man wird sicher nicht alle, aber doch einen großen Teil dafür gewinnen können. Die allermeisten Pendler etwa der S-Bahn haben ihr Ticket nur noch als Chipkarte oder in der App.

Dadurch könnte man auch die Besucherzahlen viel besser erfassen. Eine App bietet zusätzlich die Möglichkeit, auf Wunsch Gäste auch auf Veranstaltungen hinweisen zu können. Auch gibt es immer wieder Probleme damit, dass Wetter-Apps fälschlicherweise Regen vorhersagen und Einnahmen unnötig ausbleiben. Auch hier könnte man digital nachhelfen. So bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die Einnahmen dadurch zu steigern, dass man mehr Besucher anlockt.

 

Grundsätzliche Überlegungen nötig

Das soll auch nur ganz grob umreißen, dass es allemal besser wäre, in echte und zukunftsorientierte Alternativen zu investieren, als ausgerechnet die Preise für Kinder und Schulklassen zu erhöhen. Der Fachbereich denkt hier in keiner Weise sozial oder wirtschaftlich.

Was, wenn aufgrund der neuen Preise die Besucherzahlen zurückgehen? Im Antrag heißt es dazu nur: „Die finanziellen Auswirkungen sind stark abhängig vom Wetter. Es ist mit Mehreinnahmen zu rechnen.“ Das ist mit – mit Verlaub – viel zu wenig. Es scheint, dass es überhaupt gar keine betriebswirtschaftlichen Überlegungen gibt. Es braucht wohl mal eine ganz grundsätzliche Debatte.

DIE LINKE wird die derzeitigen Forderungen komplett ablehnen. Wir hoffen, dass wir noch weitere Abgeordnete davon bis zur Sitzung am Donnerstag überzeugen können.


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Lektüretipp

Wir empfehlen Euch die Lektüre  von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf