Diese Website verwendet Cookies.
Zum Hauptinhalt springen

Hannes Tarun

Eine Chance, die wir nutzen sollten

„Der Bedarf ist klar zu erkennen – wenn man denn nur hinsieht.“ So kurz und prägnant beschreibt eine Streetworkerin die Situation der aufsuchenden Jugendarbeit in Neuenhagen.

„Der Bedarf ist klar zu erkennen – wenn man denn nur hinsieht.“ So kurz und prägnant beschreibt eine Streetworkerin die Situation der aufsuchenden Jugendarbeit in Neuenhagen.

 

Streetworking – das Aufsuchen von Jugendlichen und Jungerwachsenen an deren Treffpunkten, das Aufbauen einer persönlichen Bindung zu ihnen und das Wahrnehmen von Sorgen und Wünschen – ist Kernpunkt der Jugendso-zialarbeit.

 

Denn der Trend der letzten Jahre führt weg vom einseitigen Setzen auf Jugendhäuser wie die „Blaupause“, hinaus ins Grüne, an die freie Luft. Jugendliche wollen Freiraum, wollen nicht beaufsichtigt werden. In dieser Atmosphäre entstehen Ideen wie der Skatepark – eine Bereicherung für Neuenhagen. Gibt man diesem frischen Wind ein Segel, fängt man ihn in persönlichen Gesprächen ein, dann kann er eine treibende Kraft für unsere Kommunalpolitik werden.

 

Streetworker sollen dabei kein Ordnungsdienst sein. Das scheint nach Aussagen von Sozialarbeitern auch nicht nötig: Die Sachbeschädigung durch Graffiti nimmt nicht zu, die Polizei meldet keinerlei Gruppenkriminalität von Jugendlichen und der Drogenmissbrauch sei in den letzten Jahren rückläufig. Stattdessen suchen Sozialarbeiter die Jugendlichen und Jungerwachsenen (14 bis 27) an ihren ständig wechselnden Standorten auf und bieten ihnen an, ins Gespräch zu kommen.

 

Die aufsuchende Jugendarbeit ist unsere Chance, mit deutlich mehr Heranwachsenden und mit diesen auch noch intensiver zu reden. So kann man ihnen helfen, ihre Probleme zu lösen, ihre Wünsche anzugehen und ihnen einen Ansprechpartner geben. Jemanden, an den sich Jugendliche mit ihren vielfältigen Problemen wenden können – seien es berufliche Perspektivlosigkeit, familiäre Sorgen oder auch Gestaltungsvorstellungen für unsere Gemeinde.

 

Doch um diese Gelegenheit zu nutzen, bedarf es mehr als nur der wenigen Stunden, die zurzeit monatlich zum Streetworking genutzt werden. Mehr ist mit der aktuellen Förderung von Kreis und Kommune allerdings nicht zu leisten, betonen die Jugendsozialarbeiter. Das gilt es zu ändern!

 

Besonders bedauerlich ist daher die unnötige Begleitmusik dieser Tage. Eine zunächst zugesagte Förderung durch den Kreis für Schulsozialarbeit ist nun erst einmal zurückgenommen worden. Dabei ist er als Jugendhilfeträger zuständig. Dass andere, vor allem die CDU, die Schulsozialarbeit gegen das Streetworking ausspielen wollen, ist ebenso wenig förderlich, denn es sind zwei völlig verschiedene Altersgruppen und Konzepte.

 

Es steht uns also ein langer Weg voller Überzeugungsarbeit bevor. Ein Weg, den zu gehen sich lohnen wird. Dafür müssen wir nur verinnerlichen: Wir haben kein Problem mit Jugendlichen. Sondern wir haben Jugendliche mit Problemen.

 

Hannes Tarun ist sachkundiger Einwohner im KSA.


Alle Ausgaben unserer kleinen Zeitungen "Ansichten - Aussichten", "Bürgerzeitung" und "Im Gespräch" finden Sie hier

Lektüretipp

Wir empfehlen Euch die Lektüre  von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf