Bei Anderen gelesen - Zum Projekt Bürgerhaus
MOZ vom 16.11.07: Beschluss zum Bürgerhaus gefasst / Larisa Schippel hört auf - ein Beitrag von Irina Voigt
Neuenhagen (MOZ) Für den Abriss des Bürgerhauses haben die Gemeindevertreter mit einer 17:9-Mehrheit grünes Licht gegeben. Die Verwaltung kann daran gehen, die ersten Planungsschritte einzuleiten. Der Beschluss ging allerdings mit dem Rücktritt der Kultur- und Sozialausschussvorsitzenden einher
Der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einem neuen Bürgerhaus ist getan. Die Gemeindevertreter beauftragten die Verwaltung mit dem „Projekt Neubau Bürgerhaus und Bibliothek“. Die Verwaltung soll nun für die Realisierung eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durchführen und die Umsetzung vorbereiten.
Nachfolgende Gemeindevertretergenerationen werden sich allerdings wundern, mit wie wenig Papier und so genannten inhaltlichen Anlagen dieser große lnvestitionsbeschluss zum Neubau eines Bürgerhauses und einer integrierten Bibliothek - es geht um eine Investitionssumme von rund fünf Millionen Euro - am 8. November über die Bühne gegangen ist.
Dabei hat das Projekt eine lange Geschichte. Seit über zehn Jahren gibt es umfangreiche Bemühungen, das altehrwürdige Bürgerhaus in irgendeiner Form zu sanieren, umzubauen, der Neuzeit anzupassen. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, Untersuchungen angestellt, Fördermittel beantragt, Workshops veranstaltet. Fachausschüsse beschäftigten sich mit der Materie, holten sich kompetente Partner dazu und veranstalteten Wettbewerbe. Eine Jury befand über die Ergebnisse.
„Das alles spielt nun gar keine Rolle mehr“, wirft die langjährige Vorsitzende des Kultur- und Sozialausschusses, Larisa Schippel (Die Linke) der Verwaltung vor. Sie habe fast jeden Schritt auf dem Weg mitbegleitet, sagt sie. Bis zu dem Zeitpunkt, wo das gesamte weitere Verfahren vom Bürgermeister allein betrieben wurde. „Wenigstens das Ergebnis des Workshops und das Votum der Jury – die aus Neuenhagenern, Nutzern und Freunden des Bürgerhauses bestand – gehört zum Projekt“, sagt sie. Larisa Schippel wirft der Verwaltung vor, dass die im Vorfeld erarbeiteten Projektideen keine Rolle mehr spielen.
„Diese Ergebnisse eines demokratischen Verfahrens einfach unter den Tisch fallen zu lassen, halte ich nicht für korrekt“, sagt sie. Denn die vorliegenden Unterlagen gäben nicht den Stand der Arbeiten in der Gemeinde wieder, sondern einen schon lange überholten. Sie versuchte auf der Gemeindevertretersitzung, noch Änderungen in den Beschlusstext einzubringen. Die Dimensionen und die Radikalität des Projektes sollten noch einmal überdacht und wenn möglich korrigiert werden, forderte sie. Sie wollte nicht ausschließlich auf einen Neubau hinarbeiten und daher das Wort im Beschlusstext streichen lassen. Die Ergebnisse des Workshops sollten der Anlage hinzugefügt werden. Ihre Vorschläge fanden allerdings keine Mehrheit bei den Gemeindevertretern und wurden abgelehnt. Die Beschlussfassung ergab dann 17 Stimmen für, fünf gegen den Verwaltungsbeschluss, vier Gemeindevertreter enthielten sich.
Larisa Schippel formuliert ihre Bedenken so: „Die Gemeindevertreter beschlossen also Finanzierungsmodelle für ein Projekt Bürgerhaus und Bibliothek, ohne allerdings zu sagen, was damit finanziert werden soll.“ Fest stehe derzeit nur, das Bürgerhaus solle abgerissen und etwas Neues gebaut werden. Geld werde ausgegeben, ohne genau zu sagen wofür, kritisiert sie. „Im Haushaltsplan findet sich die Zahl 113 000 Euro Planungskosten und Projektsteuerung und ab 2010 dann jährliche 150 000 Euro so genannte Tilgung.“ Ihr fehlen inhaltliche und Bewirtschaftungskonzepte. Der Fachausschuss habe des öfteren gesagt, was er für sinnvoll halte, aber niemand wolle es wissen. „Das kann in Zukunft ohne mich stattfinden. Dazu braucht man Menschen wie mich nicht“, sagte sie und legte den Ausschussvorsitz nieder.
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Lektüretipp
Wir empfehlen Euch die Lektüre von " Das kurze Gedächtnis - Wie es wurde, was es ist - Splitter aus der deutschen Nachkriegsgeschichte" Gedanken von Kerstin Kaiser, Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Moskau www.dielinke-neuenhagen.de/fileadmin/neuenhagen/Gedaechtnis.pdf