Wo bleibt die Revolution?

Dr. Arno Gassmann, MdK

Unser Autor, Dr. Arno Gassmann, fragt, warum die Menschen die gesellschaftlichen Verhältnissen scheinbar klaglos ertragen, unter denen sie zu leiden haben ...

SYSTEM UND REVOLUTION

Man hört in letzter Zeit wenig von Occupy, Attac und anderen Aktivisten aus der ersten Reihe der aktiven Kapitalismuskritiker. Es scheint so, als wären diese Gruppen hinter den allerorten präsenten „Wutbürgern“ zurückgetreten, als sei eine mittelgroße Welle zunehmend am verebben. Aber ist das wahr? Und was macht eigentlich die intellektuelle Kapitalismuskritik? Jedenfalls ist sie längst über modische Schlagworte hinaus. Niemand, der sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt, wähnt sich noch in einer spätkapitalistischen oder postdemokratischen Gesellschaft, in der alleine die viel beschworenen „Märkte“ unser Schicksal bestimmen.

Die „Kapitalistische Demokratie“, nennen wir sie der Einfachheit wegen im Folgenden „System“, sitzt fest im Sattel. Freihandelszonen werden geschaffen, Banken werden aus Milliardenkrisen mit Staatsgeldern gerettet und wir sind weit weg von einem tatsächlich wirksamen Meinungsumschwung in der Bevölkerung, der sich in so etwas altmodischem wie einem „Willen zu revolutionären Handlungen“ niederschlagen würde. 

Blicken wir nach Griechenland, das unausweichlich in der Schuldenfalle sitzt. Sicher, es gab Drohungen, Protestwahlen, Rücktritte und Kürzungen, die schmerzhaft sind, doch das System wird nicht infrage gestellt. Sehen wir auf Spanien. Eine verheerende Arbeitslosigkeit geißelt das Land und ein Bestechungsskandal erschüttert die Regierung. Die Regierung, ja, aber nicht das System. Der Glaube daran, dass einer der Akteure des Systems die aufgeworfenen Probleme zu lösen vermag, mag gegen null gehen. Das System bleibt dennoch, lediglich die Figuren werden ausgetauscht - vielleicht...

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