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Gedanken zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli

Fete de la Federation Champs-Élysées
Fete de la Federation Marsfeld 1790
Verfassung 1790
Massaker Lafayette Marsfeld 1791

Eine Betrachtung von Heinz Scharf + Kommentar

Wie jedes Jahr zur gleichen Zeit bereiten sich die Franzosen auf ihren Nationalfeiertag vor.

In Paris beginnt der Tag mit Trompeten und Signalhörnern auf den Champs-Élysées, die den Präsidenten der Republik begrüssen, die Elite der französischen Armee marschiert im Gleichschritt vorbei. Anschliessend beginnt das von den Franzosen heiss ersehnte Feuerwerk. Den abschliessenden Höhepunkt bilden Bälle und Konzerte.

Ein richtiges Volksfest also, Brüderlichkeit zwischen Obrigkeit und Volk demonstrierend.

Der Ursprung des Feiertages geht auf die Dritte Republik zurück, die 1880 zum Gedenken an den 1. Jahrestag des Sturmes auf die Bastille den 14. Juli 1790 als Nationalfeiertag einführte.

Dieser Tag, an dem sich alle Pariser um den „Altar des Vaterlandes“ auf dem Pariser Marsfeld versammeln sollen, ist die Fortsetzung des Föderationsfestes vom 14. Juli 1790, des Tages der „nationalen Versöhnung“.

Ein Meilenstein des Feiertages war der 14. Juli 1919, an dem der Siegeszug zur Beendigung des Ersten Weltkrieges stattfand.

Ein andere Meilenstein war der 14. Juli 1945, an dem Frankreich, wie nach dem Ersten Weltkrieg, erneut den Sieg und seine Freiheit feiern konnte.

Seither ist der 14. Juli ein Fest mit hohem Unterhaltungswert. Dieser Tag soll an eine gemeinsame Vergangenheit und kollektive Hoffnungen erinnern. Die mysthifizierte und transzendierte Geschichte wird im Rausch eines Sommerabends mit dem Leitspruch der französischen Republik „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ verherrlicht.

Am Förderationsfest am 14. Juli 1790, 1 Jahr nach dem Sturm auf die Bastille, nahmen 60.000 Abgesandte aus 83 Departements teil. Ludwig XVI. schwor dabei den Eid auf die Verfassung. Die Nationalversammlung wollte den Wunsch nach Eintracht und nationaler Versöhnung ausdrücken und  die Legitimität des Königs Ludwig XVI. demonstrieren.

Der Kommandant der Pariser Nationalgarde La Fayette wurde mit der Organisation beauftragt.

Am 1. Juli 1790 begannen 1.200 Arbeiter mit den Erdarbeiten. Da nur 2 Wochen Zeit war, appellierte La Fayette an die Pariser, die sich dann in großer Zahl an den Vorbereitungen mit freiwilligen unbezahlten Arbeiten beteiligten. Dabei engagierten sich auch die hochrangigen gesellschaftlichen Vertreter.

Ludwig XVI. schwang die Spitzhacke, La Fayette schuftete in Hemdsärmeln, Edelleute arbeiteten neben Mönchen, Bürgerliche neben Kurtisanen. Köhler, Fleischer und Drucker kamen mit ihren trikoloregeschmückten Zunftfahnen. Man sang das Ça ira ("Es wird ...") und andere patriotische Lieder.

Am Festtag ritt La Fayette in Gala auf einem Schimmel auf das Marsfeld und stieg auf das Podium, dem Altar des Vaterlandes. Ludwig XVI schwor auf Nation und Gesetz, die Menge sprach den Schwur nach, sang ein Dankeslied und ging unter Umarmungen und Vivatrufen, viele von ihnen auf Ludwig XVI, nach Hause.

Die Nationalversammlung in ihrer Mehrheit wollte die Monarchie nicht abschaffen. Sie befürchtete Einschränkungen und Verlust ihres Besitzstandes, ihrer Machstellung und Befugnisse.

An der Spitze stand der König mit Ministern und Beamten in allen Departments und Gemeinden. Der König hatte die Kontrolle über die Streitkräfte und Gerichtsbarkeit und ein Vetorecht. Die Beamten wurden ebenso wie die „Gesetzgebende Nationalversammlung“ durch „Aktivbürger“ gewählt. Das waren etwa 4 Millionen Bürger mit einem bestimmten Mindest-Steueraufkommen. Die restlichen 25 Millionen „Passiv-Bürger“ hatten kein Wahlrecht.

Die Beschlüsse der Nationalversammlung zur Verbesserung der politischen und wirtschaftlichen Lage der Nation änderten jedoch nicht die politische Stimmung. Die Bourgeoisie, Unternehmer, Kaufleute, Handwerksmeister und viele Intellektuelle forderten immer lauter die Abschaffung der Monarchie und die Errichtung der Republik.

Männer aus den Reihen der Cordiliers entwarfen eine Resolution gegen den König und für die Republik, die vom Pariser Volk unterschrieben werden sollte. Der Höhepunkt der Unterschriftensammlung fand am 17. Juli 1791, ein Jahr nach dem Förderationsfest, wiederum auf dem Marsfeld, das nun „Feld der Föderation“ hiess, auf dem „Altar des Vaterlandes“ statt. Tausende kamen, um ihre Forderung nach einer Republik zu bekunden.

Das stand jedoch den Interessen der Herrschenden, des Adels und des Königs, völlig entgegen, sodass der Kommandant der Nationalgarde, eben derjenige La Fayette, der ein Jahr zuvor das Fest der Versöhnung organisierte und eröffnete, gemeinsam mit dem Pariser Bürgermeister und Abgeordneten der Nationalversammlung Bailly, ein Massaker an den unbewaffneten Menschen verübte, die am Altar des Volkes ihre Unterschrift unter die Petition nach Gründung der Republik setzen wollten.

Hunderte von Leichen wurden noch am selben Abend in die Seine geworfen.

Die Konterrevolution hatte zunächst gesiegt.
 

Heinz Scharf


Quellen:

http://www.14juillet.senat.fr/fete1790/fete1790_1.html

http://fr.wikipedia.org/wiki/Fete_de_la_Federation

http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_auf_dem_Marsfeld

http://en.wikipedia.org/wiki/French_Revolution

http://geschichtsverein-koengen.de/FranzRevolution.htm

http://www.botschaft-frankreich.de/spip.php?article157

Audiodatei: Edith Piaf - Le_Ca_ira.mp3

Lesermeinung

Hallo Heinz,
schön wäre, wenn die Absicht des Artikels herausgearbeitet würde. Was kann uns dieser Part als 13/14. 07. sagen? Eine Antwort habe ich parat. Die Revolution frass sich durch die Massen hindurch, alles wurde der Revolution unterworfen, Zeitrechnung (10 Tagewoche etc) wurde geändert um in letzter Konsequenz Napoleon den Weg zu bereiten.
Dass diese Mechanismen auch die DDR betrafen, konnte man zu damaligen Zeiten ja nicht offen äussern. Aber auch hier stand dem antifaschistischen Deutschland auf der einen Seite das Phänomen der vielen Napoleons gegenüber.
Was lernen wir daraus?
Uwe Hamann


Hallo Uwe,
schön dass Du Dir Gedanken machst: Das ist das Ziel des Beitrages, keine fertige
Lösung!
Ich hoffe, weitere Leser finden den Mut, eine Meinung zu äussern!
Heinz Scharf



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