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Das Amt und die Vergangenheit: Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik

Eine Rezension

Karl Blessing Verlag (28. Oktober 2010), 880 Seiten

 

ISBN-10: 3896674307

ISBN-13: 978-3896674302

 

34,- Euro

 

Was alle wussten, aber nicht sagen durften:

Das nach dem Krieg vom Auswärtigen Amt verbreitete Geschichtsbild erweist sich als Legende.

Der Mythos, das Auswärtige Amt sei von 1933 bis 1945 ein Hort des Widerstands gewesen, gehört zu den langlebigsten Legenden über das Dritte Reich. Wie aber verhielten sich die Angehörigen des Auswärtigen Dienstes nach Hitlers Machtübernahme wirklich? Und wie stellten sie sich dann in der Bundesrepublik zu ihrer Vergangenheit?

Vom ersten Tag an war das Auswärtige Amt unmittelbar in die Gewaltpolitik des NS-Regimes eingebunden.. Es schirmte die »Judenpolitik« des Dritten Reichs nicht nur nach außen ab, sondern war in allen Phasen aktiv an ihr beteiligt. Überall in Europa fungierten deutsche Diplomaten als Wegbereiter der »Endlösung«, sie wirkten mit an der »Erfassung« der Juden und an ihrer Deportation. Opposition aus dem Auswärtigen Dienst heraus blieb individuell und die Ausnahme. Nach Kriegsende wurden nur wenige Beamte für ihr Verhalten zur Rechenschaft gezogen, viele wurden wiederverwendet und setzten ihre Karriere fort.

Noch auf Jahrzehnte lagen über den außenpolitischen Entscheidungen der Bundesrepublik die Schatten der Vergangenheit. Gestützt auf zahlreiche bis heute unter Verschluss gehaltene Akten, räumt das Buch mit alten Legenden auf und korrigiert das Geschichtsbild einer der wichtigsten politischen Funktionseliten des Landes.

Im Buch geht es um um nichts weniger als die Frage, inwieweit das diplomatische Korps des Landes auf allen Ebenen aktiv in die Verbrechen des NS-Regimes,insbesondere in die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, verstrickt war.

Adenauer ignorierte die Verbrechen und liess die Schuldbehaftteten in der neuen Bundesrepublik wieder an verantwortungsvollsten Positionen mit allen Privilegien wirken. In den Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte das deutsche Auswärtige Amt eine solche Verstrickung ignoriert, hatte im Gegenteil ein Selbstbild aufgebaut, das von einer Distanz der Diplomaten gegenüber dem Regime ausging.

Um nun genau diesen Themenkomplex aufzuarbeiten und in Folge der sogenannten „Nachrufaffäre“ von 2003, in der es um die offizielle Würdigung verstorbener Diplomaten mit NS-Vergangenheit ging, hatte der damalige Bundesaußenminister Joschka Fischer 2005 eine Unabhängige Historikerkommission zur Aufarbeitung der Geschichte der Behörde in der NS-Zeit und der Bundesrepublik berufen.

Der 880 Seiten starke, für die breite Öffentlichkeit geschriebenen Abschlussbericht der Historiker Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann wurde am 28. Oktober im Berliner Haus der Kulturen der Welt vorgestellt.


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