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Gedanken zum Wahljahr 2014

Wussten Sie schon, dass nicht nur das Jahr 2014 mit den Wahlen zur Gemeindevertretung, zum Kreistag, Landtag und Europaparlament als Superwahljahr bezeichnet werden kann, sondern dass es in Deutschland schon während der Weimarer Republik ähnliche Wahljahre gab? Das Jahr 1924 war solch ein Superwahljahr. Es fanden damals zweimal Reichstagswahlen, zweimal Landtagswahlen und eine Kreistagswahl statt, insgesamt also 5 Wahlen.

Unser Ortschronist Paul Tramp hat die Wahlergebnisse dieser Zeit in seiner Neuenhagener Ortsgeschichte aufgelistet. So erhielt die SPD in Neuenhagen 1924 bei der Reichstagswahl 944 Stimmen, die KPD 166 und die USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) 10 Stimmen, insgesamt waren das 43  % der Wählerschaft im Ort. Die Nazipartei NSDAP gab es  in Neuenhagen damals noch gar nicht. 1928 errangen die linken Parteien bereits 54% Stimmenanteil (40% SPD, 14% KPD). Noch 1932, ein halbes Jahr vor der „Machtergreifung“ der Nazis, entschieden sich noch immer 51% der Wähler für links. Aber die NSDAP hatte nun bereits 2282 Stimmen in Neuenhagen und war somit die stärkste Partei im Ort, so wie sie es auch im Reichstag war.

Es ist eigentlich unnütz zu fragen, was wäre wenn? Die sozialen, ökonomischen und politischen Bedingungen in Deutschland waren 1932 gänzlich andere als heute. Und dennoch zeigen die Wahlergebnisse von 1928 und 1932, dass es möglich gewesen wäre, durch Kooperation der beiden Parteien SPD und KPD eine linke Mehrheit in Neuenhagen und ebenfalls im damaligen Reichstag zu erreichen. Das wäre gewiss nicht ohne politische Auswirkungen geblieben. 

Und der sichtbar schnelle Aufstieg der NSDAP bei der Wahl 1932, nicht nur in Neuenhagen, macht es nötig, darüber nachzudenken, wie es dieser Partei gelang, so große Bevölkerungsteile zu gewinnen. Wie hat sich denn die soziale Situation 2014 verändert? Natürlich ist 2014 keine faschistische Machtergreifung zu befürchten. Ist aber eine Gesellschaft, die noch immer durch Krisen und hemmungsloses kapitalistisches Wachstum gekennzeichnet ist, nicht anfällig für eine ideologische Manipulation durch antidemokratische Kräfte, wie sie sich beispielsweise in einer unterschwelligen Fremdenfeindlichkeit äußert? Ist also im Superwahljahr 2014 – um im Bilde von Bert Brecht zu bleiben - „der Schoß noch fruchtbar , aus dem das kroch“?


Dr. E. Siek

 ddmmyy


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