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Die Renaissance der Feindbilder

Der Bürgerkrieg in der Ukraine war in den westlichen Medien schon fast vergessen, da geschah die Katastrophe mit dem malaysischen Passagierflugzeug. Der von der OSZE vorgelegte Bericht (engl.) über die 250 Toten und 850 Verletzten in der Region Lugansk durch den Artilleriebeschuß der Regierungstruppen im vergangenen Monat erregte keine vergleichbare mediale Aufmerksamkeit. Bei der Katastrophe mit MH17 wusste der ukrainische Präsident sofort, wer daran nur die Schuld haben könne - die von ihm als Terroristen bezeichneten Aufständischen im Donbass (Ich spreche hier bewußt von Aufständischen und nicht von pro-russischen Seperatisten, weil diese Bezeichnung das Problem nur verkürzt benennt) und ihre Hintermänner in Moskau. So echoteten es auch die meisten westlichen Medien...

Sicher, man kann von seinem (Wunsch-)Standpunkt aus vieles glauben, doch wissen kann man es erst, wenn unwiderlegbare Fakten dafür vorliegen. Diese fehlen bis heute.

Die von der Ukraine vorgelegten Zusammenschnitte verschiedener Gesprächsmitschnitte der Aufständischen erwiesen sich als eilig zusammengeschusterte Fälschung, und das weiter dazu angeführte Video eines angeblich nach Russland zurückgeführten Flugabwehrsystems BUK stammte von einem Ort, der unter Regierungskontrolle stand und steht. Heute erklärte Poroschenko, dass er über Satellitenaufnahmen verfüge, die beweisen, dass zur Zeit der Katastrophe eine Rakete vom Gebiet der Aufständischen aus abgeschossen worden sei. Dabei verwundert mich, dass die USA zwar auch schon von Satellitenaufzeichnungen berichtet hatten, den genauen Abschussstandort aber nicht weiter detaillieren konnten. Ist die Ukraine hier der Hightech-Aufklärung der USA um etliches voraus?

Es gibt viele Ungereimtheiten und widersprüchliche Mutmaßungen (vielleicht war eine Bombe an Bord?), solange keine unabhängige und vollständige Untersuchung der Katastrophe möglich ist. Die Aufständischen, Rußland und die Welt fordern das. Dazu ist eine Waffenruhe notwendig. Die haben die Aufständischen sofort angeboten und unabhängige Spezialisten (die Beobachter der OSCE sind das eingestandener Maßen nicht) zur Untersuchung angefordert.

Kiew läßt sich viel Zeit bei der Zusammenstellung der Expertenkommission, beschuldigt aber die Aufständischen, die Aufklärung zu behindern. Auch wird von Poroschenko eine Verhandlung über eine Waffenruhe abgelehnt: Man verhandle nicht mit Terroristen, die ein Passagierflugzeug abgeschossen haben. Ist ja auch logisch: Weshalb Eile mit der Aufklärung, wo doch das Ergebnis schon feststeht. Damit kann gewartet werden, bis alle Aufständischen vernichtet sind und damit sein Plan B umgesetzt ist...

Die Positionierung der westlichen Massenmedien und einzelner Politiker (Cameron, Australien erwägt sogar, Putin die Einreise zum G20 Gipfel zu verweigern) vor Aufklärung der Katastrophe zeigt mir, dass die alten Feindbilder in neuer Form wieder auftauchen. Der Informationskrieg läuft auf vollen Touren, der echte Krieg in der Ukraine aber auch. Beides ist eine Katastrophe, die schnell mehr als die 298 Opfer der MH17 fordern könnte. Das betrifft dann aber nicht nur die Medien und die Politiker, sondern uns alle. Deshalb fordere ich auf zum Nachdenken und Handeln. Als Erstes sollten unsere Korrespondenten ihre Augen und Ohren nicht nur auf die eine Seite des Konflikts richten. Vernünftiges kommt auch aus Rußland (Interview mit Lawrow, russisch), wird aber wegen der verinnerlichten Feindbilder nicht beachtet.

Wenn der Westen mit der gleichen Inbrunst, mit der er Putin auffordert auf die Aufständischen einzuwirken, Poroschenko zum Waffenstillstand und anschließenden Verhandlungen drängen würde, wäre er glaubhafter. Zumal bis jetzt alle Seiten verlautbarten, dass sich der Konflikt nicht militärisch lösen läßt. Oder ist das auch nur eine der vielen Lügen?

Klaus Biedka


Links zum Thema:

Erklärung des russischen Generalstabs zur Katastrophe (russ., engl.)

Allgemeine Infos: german.ruvr.ru
Fälschung: de.ria.ru/society/20140718/269049772.html
Fragen RU an UA: de.ria.ru/society/20140719/269056061.html

Einige Auszüge aus Foren zum Thema

meta.tagesschau.de/id/87754/untersuchungen-des-mh17-absturzes-putin-in-der-defensive

Am 19. Juli 2014 um 21:34 von ooo-2
"Ich verstehe das auch nicht

1) Flugzeug wurde von ukrainischen Lotsen geführt.
2) Flugzeug wurde auf dem ukr. Territorium abgeschossen.
3) Spanischer Flug-Dispatcher twittert über die ukrainischen Militärjets, die den Malaysia Flugzeug unmittelbar vor dem Absturz begleitet haben.
4) Generalstaatsanwalt in Kiew sagt "Separatisten verfügen nicht über BUK-Raketten".
5) Ukr. Armee hat mehrere BUK-Raketten am 16.07 nahe des Absturzortes verlegt.
6) Russland's Radars hat starke Aktivitäten einer ukr. Radar-Station am selben Tag entdeckt.
7) Kiew hat die Telefonaten zwischen Flug-Dispatchern aus Dnepropetrovsk und den Piloten nicht veröffentlicht.
8) Daten zur ukrainischen Luftabwehr im Konfliktgebiet wurden nicht offengelegt (http://de.ria.ru/society/20140719/269056061.html).
9) Angebliches Gespäche der Separatisten über den abgeschossenen Flugzeug wurde aus zwei unterschiedlichen Gespächen von einem anderen Flugzeug montiert (Fake nachgewiesen).

Ich glaube es besteht keinen Zweifel wer den Flugzeug abgeschossen hat."
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 Am 19. Juli 2014 um 22:08 von tisiphone
"Putin ist nicht in der Defensive

Wieso auch?

Weil die üblichen Verdächtigungen ausgesprochen werden?

Das mag hier dann so gewertet werden, aber ich glaube in Russland sieht man das ganz anders.

In der Defensive würde heissen: man kann eine Schuld nachweisen.

Aber das Spannende ist doch: die USA haben Beweise, dass die Separatisten geschossen haben. Aber bislang noch kein Beweis geliefert auf dem man sehen konnte, wie Waffen und Unterstützung mit Fahrzeugen in die Ukraine transportiert wurden.

Und nur weil die Medien und die Verbündeten artig das Würschtel fressen, das ihnen die USA hinwerfen ("wir haben Beweise, wir wissen") heisst das noch lange nicht, dass es wahr ist.

Aber stimmt, ich hab es vergessen, es wäre ja das erste Mal, dass die USA was wissen und Beweise für etwas haben, das gar nicht statt fand.

Russland ist nicht in der Defensive. Aber Leute, wenn das so weiter geht, was soll die Russen davon abhalten, mal all das zu tun, was man ihnen unterstellt?

Man sollte es einfach nicht übertreiben."
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 Am 20. Juli 2014 um 04:32 von RoyalTramp
"Einfluss Russlands?

Ich höre immer in den Nachrichten, dass man weitere Sanktionen gegen RU überlege, weil es seinen Einfluss auf die Separatisten nicht geltend mache.

Hallo? Woher wollen die wissen, wie viel Einfluss RU auf die Separatisten hat? M.E. haben sich die Seperatisten schon vor langer Zeit vom Kreml abgekoppelt und machen da ihr eigenes Ding, egal wie der Kreml dazu steht. Überhaupt bezweifle ich, dass seit dem Beginn der Krise im Donbass-Bereich, der Kreml irgendeinen nennenswerten Einfluss hatte. Das habe ich auch damals schon betont, dass der Einfluss des Kremls hoffnungslos überschätzt wird. Der kann sich bei den Separatisten höchstens als Bittsteller präsentieren, aber ansonsten interessiert es die Separatisten herzlich wenig, was der will. Sagen lassen die sich jedenfalls vom Kreml rein gar nichts, denn in ihren Augen sind sie es, die das Blut für Russland vergießen, und nicht die Politiker im Kreml.

Aber Hauptsache der Westen hat mal wieder einen Grund gefunden, RU anzuschwärzen."
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